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The Game Changers: Kritik

The Game Changers: Kritik

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Da der Film "The Game Changers" gerade in aller Munde ist, wollen wir uns heute mal ganz genau den Gehalt der Aussagen des Films anschauen.

Dabei wollen wir NUR auf die gesundheitlichen Aspekte eingehen und NICHT auf die Ethischen. Schließlich gehts in dem Film ja auch hauptsächlich um die angeblich sehr positiven Eigenschaften einer veganen Ernährung auf die Gesundheit.

Ethische Botschaft

Bevor wir anfangen, wollen wir aber nochmal ganz klar stellen, warum wir den Film überhaupt kritisieren, denn die Botschaft, keine tierischen Produkte mehr zu essen, ist doch aus ethischen Gründen absolut genial:

Viele Menschen, die den Film sehen, werden keine tierischen Produkte mehr essen (bzw. weniger) und somit werden weniger Tiere schlecht gehalten und weniger Tiere getötet. Natürlich ist das gut!

ABER es ist nicht gut, wenn wir, um diese vorbildliche Botschaft zu wahren, einfach die Augen vor den teilweise wirklich falschen Aussagen des Films verschließen. Da wurde nämlich ordentlich Propaganda betrieben. Es handelt sich zwar um eine Propaganda mit gutem Zweck, aber es ist nicht gut, wenn wir deswegen unsere Skepsis verlieren.

Es gibt nämlich immer wieder Propaganda-Aktionen, die keinen guten Zweck verfolgen. Wenn wir uns angewöhnen, nicht skeptisch zu sein, dann fallen wir auch auf solche bösen Propaganda-Aktionen herein.

Also noch einmal, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die ethische Botschaft des Films ist absolut super. Hätte sich der Film auf diese ethischen Aspekte beschränkt, dann gäbe es auch keinen Grund, den Film zu kritisieren.

Nur "leider" ging es in dem Film eben um die angeblichen gesundheitlichen Vorteile einer veganen Ernährung und diese schauen wir uns jetzt mal ganz genau an.

In diesem Artikel werden nur die gesundheitlichen Aspekte des Films kritisiert.

Kritikpunkt 1: Anekdoten

Da wir heute über viele Studien reden werden, sind die Studien diesmal nummeriert. Dann ist es für Euch einfacher, die Studien zuzuordnen.

Der erste Kritikpunkt ist, dass es im Film hauptsächlich um Anekdoten geht. Anekdoten sind zwar immer schön, weil sie Emotionen beim Zuschauer auslösen, aber wirklich belegen tun solche Anekdoten natürlich überhaupt nichts.

Es werden z.B. die Erfolge veganer Olympia-Athleten präsentiert, die die vegane Ernährung verantwortlich für ihre herausstechenden Leistungen machen.

Was natürlich nicht gezeigt wird, ist, dass es wesentlich mehr erfolgreiche nicht-vegane Athleten gibt und es wurde auch nur sehr wenig darüber geredet, was die nun veganen Athleten vor ihrem Ernährungswechsel gegessen haben.

Ein Athlet, nämlich der Schwergewichtsboxer Bryant Jennings, kam jedoch zu Wort und hat über seine Ernährung vor seinem Wechsel zur veganen Ernährung geredet. Er erzählt, dass er sich hauptsächlich von Fast Food ernährt hat und die meisten gewöhnlichen Gemüsearten überhaupt nicht gekannt hat.

Wenn so ein Athlet anfängt Gemüse und Obst zu essen, dann ist es natürlich kein Wunder, dass er sich auf einmal besser fühlt und auch mehr Leistung bringen kann. Im Film wird nämlich ganz oft Fleischessen mit Fast-Food-essen ohne Gemüse und Obst gleichgesetzt.

Nur brauchen wir nicht darüber reden, dass eine vegane Ernährung ohne Fast Food gesünder ist als eine fleischhaltige Ernährung mit viel Fast Food. Das leuchtet sicherlich jedem ein. Ein viel besserer Vergleich wäre, eine vegane Ernährung ohne Fast Food auch mit einer fleischhaltigen Ernährung ohne Fast Food und mit viel Gemüse und Obst zu vergleichen.

Anektoden beweisen gar nichts!

Wo wir gerade bei unangebrachten Vergleichen sind: Ein Zitat des veganen Strongmans Patrik Baboumian im Film ist "Hast du mal einen Ochsen gesehen, der Fleisch isst?". Eine angemessene Antwort wäre gewesen: "Hast du mal einen Menschen gesehen, der 4 Mägen hat und 50kg Gras am Tag isst und dann auch noch wiederkäut?" Vermutlich eher nicht.

Ein anderes (paraphrasiertes) Zitat des Films ist "Was isst der Gorilla? Kein Fleisch".

Hier wird natürlich darauf angespielt, dass Ochsen und Gorilla gut Muskeln haben, obwohl sie keine tierischen Produkte essen. Das sind jedoch absolut unangebrachte Vergleiche, denn Ochsen und Gorilla haben z.B. einen VÖLLIG anderen Verdauungstrakt als wir Menschen. Die Übertragbarkeit auf uns Menschen ist also nicht gegeben.

Ochsen und Gorilla können nicht mit Menschen verglichen werden!

Kritikpunkt 2: Steak vorm Sport

Der nächste Kritikpunkt ist, dass im Film unterstellt wird, dass die meisten Menschen – insbes. Athleten(!) – denken, dass man kurz vorm Sport Steak essen sollte, um möglichst viel Leistung zu erbringen. Im Film wurden z.B. professionelle Football-Spieler beim Steak-Buffet kurz vor ihrem Spiel gezeigt.

Das ist völlig absurd, da in den Sportwissenschaften schon mehrere Jahrzehnte ganz klar ist, dass Kohlenhydrate vorm Sport die Leistung erhöhen und kein Protein alleine – vor allen Dingen kein schwer im Magen liegendes Steak. Das ist auch den meisten Trainern im Profi-Sport bekannt.

Es handelt sich also um ein absolutes Strohmann-Argument. Wenn Ihr nicht wisst, was ein Strohmann-Argument ist: Ihr nehmt einen Strohmann, gebt ihn Eurem Diskussionspartner und zündet ihn dann an.

Im übertragenen Sinne ist damit also gemeint, dass Ihr einfach behauptet, dass Euer Diskussionspartner ein bestimmtes, schwaches Argument hat (obwohl das gar nicht stimmt) und dieses Argument widerlegt Ihr dann. Dabei gibt es aber gar nichts zu widerlegen, weil Ihr Euch das Argument ja selbst ausgedacht habt.

Dass es ein verbreiteter Glaube ist, dass Steak vorm Sport Energie gibt, ist falsch. Es handelt sich um ein Strohmann-Argument.

Kritikpunkt 3: Vegane Gladiatoren

Kommen wir zum nächsten Kritikpunkt, nämlich den veganen Gladiatoren. Im Film wurde erwähnt, dass eine Studie gezeigt hat, dass die Gladiatoren kein Fleisch gegessen und natürlich trotzdem viel Power gehabt haben. Das Ding ist aber, dass es sich bei dieser angeblichen "Studie" nur um einen einfachen Artikel gehandelt hat – nämlich Artikel 10.

Das mag vielleicht nach einer Kleinigkeit klingen, aber die Anforderungen an eine Studie sind viel höher als die eines Artikels. Unter Umständen muss ein Artikel auch gar keine besonderen Anforderungen erfüllen.

Zwar wird später im Film auch eine richtige Studie erwähnt, die zeigt, dass Gladiatoren sehr wenig Fleisch gegessen haben, aber die Tatsache, dass ein Artikel als Studie bezeichnet wird, spricht natürlich nicht gerade für eine gute wissenschaftliche Arbeit der Filmemacher.

Die nächste Frage ist dann: Ja und? Dann haben die Gladiatoren halt einfach kein oder nur wenig Fleisch gegessen. Was bringt uns dieses Wissen jetzt? Gar nichts! Vielleicht hätten sie mit mehr Fleisch auch noch mehr Leistung gebracht.

Im gleichen Artikel steht übrigens, dass die Gladiatoren extra hauptsächlich simple Kohlenhydrate in Form von pflanzlichen Produkten gegessen haben, um fett zu werden.

Sie brauchten nämlich eine gute Fettschicht, um 1) geschützt vor den Attacken ihres Gegners zu sein und 2) damit die Wunden spektakulärer aussahen (ohne, dass sie dabei sterben). Das steht so in dem Artikel. Sie haben also nicht Fleisch gemieden, um mehr Power zu haben oder gesünder zu sein.

Gladiatoren haben nicht extra wenig Fleisch gegessen, um mehr Power zu haben. Sie aßen hauptsächlich simple Kohlenhydrate in Form von pflanzlichen Produkten, um eine schützende Fettschicht aufzubauen.

Kritikpunkt 4: Pflanzliches vs. tierisches Protein

Der nächste Kritikpunkt ist, dass im Film behauptet wird, dass pflanzliches Protein besser zum Muskel- und Kraftaufbau geeignet ist als tierisches Protein. Das ist jedoch einfach falsch.

Sie sagen zwar, dass viele Pflanzen alle Aminosäuren in unterschiedlichen Verhältnissen enthalten haben (das ist richtig), worauf sie aber nicht eingehen, ist, dass die biologische Wertigkeit einer Proteinquelle durch die Aminosäure limitiert wird, die am geringsten vorhanden ist.

Dementsprechend bringt es uns recht wenig, wenn der Proteingehalt eines pflanzlichen Lebensmittels zwar hoch ist, aber die Wertigkeit durch eine Aminosäure limitiert ist, die kaum vorhanden ist. Dazu kommt natürlich, dass der Proteingehalt der meisten pflanzlichen Lebensmittel sehr gering ist.

Wir haben also zwei Probleme: Die Wertigkeit ist gering und die vorhandene Menge des Proteins ist gering – zumindest in den meisten pflanzlichen Proteinquellen.

Wenn wir geschickt die pflanzlichen Proteinquellen miteinander kombinieren und auch noch sehr viel davon essen, dann können wir diese beiden Nachteile umgehen (was im Film übrigens nicht erwähnt wird). Jetzt aber zu behaupten, dass pflanzliches Protein BESSER zum Muskel- und Kraftaufbau geeignet ist als Tierisches, das passt hinten und vorne nicht.

Ihr könnt Euch mal die Studien 4 bis 9 anschauen. In all diesen Studien wurde gezeigt, dass tierisches Protein entweder gleichwertig oder sogar besser – aber NIE schlechter – zum Muskel- und Kraftaufbau geeignet ist.

Die Filmemacher betreiben übrigens auch ordentlich Cherry-Picking INNERHALB von Studien. Sie suchen sich in einer Studie eine ihre Hypothese unterstützende Aussage, erwähnen nur diese und ignorieren andere Aussagen dieser Studie, die ihre Hypothese nicht stützen oder sogar widerlegen würden.

So machen sie es z.B. bei Studie 12: Sie zitieren eine Stelle, die besagt, dass pflanzliche und tierische Proteine gleichwertig für den Muskel- und Kraftaufbau sind, wenn das Aminosäureprofil identisch ist.

Sie erwähnen dann aber nicht, dass in der gleichen Studie auch steht, dass Vegetarier durchschnittlich eine geringere Kreatinphosphat-Konzentration in ihren Muskeln haben, die Ihre Performance negativ beeinflussen kann. Das hätten sie definitiv anführen müssen.

Pflanzliches Protein ist nicht besser zum Muskel- und Kraftaufbau geeignet als Tierisches. Es ist allerhöchstens gleichwertig!

Das Amüsanteste im ganzen Film war wohl das Erdnussbutter-Sandwich-Beispiel. Es wurde behauptet, dass ein Erdnussbutter-Sandwich so viel Protein wie drei Eier enthält. Sie unterstellen damit, dass man vegan sehr schnell auf viel Protein kommt.

Lasst uns das aber mal genau nachrechnen: Drei Eier enthalten ca. 21g Protein. Die zwei Toastscheiben enthalten ca. 4g Protein. Dementsprechend müssen noch 17g Protein durch die Erdnussbutter kommen.

Das entspricht ca. vier EL Erdnussbutter (also 60g). Das ist ENORM viel Erdnussbutter für ein Sandwich, dass dann auch mal gute 515 kcal hat. Nur mal zum Vergleich: Die drei Eier haben nur 270kcal – und Eier sind ja schon eine recht fettige Proteinquelle!

Wenn man also mit Erdnussbutter-Sandwiches auf so viel Protein kommen möchte, wie man es mit tierischen Proteinquellen erreichen würde, dann müsste man SEHR viele Kalorien essen.

Genau das hat vielleicht auch Strongman Patrik Baboumian gemacht. Er sagt im Film, dass er 25kg zugenommen hat, als er aufgehört hat Fleisch zu essen. Vermutlich hat er versucht, seinen Proteinbedarf mit Erdnussbutter-Sandwiches zu decken.

Dazu muss man übrigens sagen, dass er auch zunehmen wollte und natürlich kann man als Veganer auch einfacher auf viel Protein kommen – z.B. durch veganes Proteinpulver – aber eben nicht durch Erdnussbutter-Sandwiches, wie es im Film suggeriert wird.

Nein, ein Erdnussbutter-Sandwich ist KEINE gute Proteinquelle!

Kritikpunkt 5. Krebserregender Fleischkonsum

Der nächste Kritikpunkt ist, dass die Filmemacher behaupten, dass Fleischkonsum u.a. krebserregend ist, die Entzündungswerte und das Risiko des Auftretens von Herzkrankheiten erhöht. Sie sagen z.B., dass 50g verarbeitetes rotes Fleisch pro Tag, das Risiko um 17% erhöht, an Krebs zu erkranken.

Das klingt natürlich erstmal erschreckend. Dabei muss aber beachtet werden, dass das eine relative Änderung ist.

D.h. nicht, dass das Risiko an Krebs zu erkranken auf 17% springt, wenn man 50g rotes Fleisch pro Tag isst. Es bedeutet lediglich, dass das Risiko von z.B. 1% ohne Fleischkonsum um 17% auf 1,17% mit Fleischkonsum springt. Das ist natürlich wesentlich weniger erschreckend.

Selbst dieser kleine Risikoanstieg ist übrigens fraglich. Studie 1 ist die ausführlichste Literature Review über die gesundheitlichen Auswirkungen des Verzehrs von rotem Fleisch. Sie beinhaltet 5 kleinere Literature Reviews und das Ergebnis ist, dass es keine signifikanten negativen Auswirkungen auf die Gesundheit zu haben scheint.

Kurz nach dem Erscheinen von Studie 1 wurde eine weitere Literature Review veröffentlich (Studie 2). Das Ergebnis dieser Studie ist, dass je besser das Studiendesign einer Studie zum Thema war, desto geringer war auch die Wahrscheinlichkeit für eine negative Wirkung des Verzehrs von rotem Fleisch auf die Gesundheit.

Dass Fleischkonsum u.a. krebserregend ist, die Entzündungswerte und das Risiko des Auftretens von Herzkrankheiten erhöht, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Kritikpunkt 6: Korrelation und Kausalität

Kommen wir zu einem weiteren Kritikpunkt: Es werden Korrelationen betrachtet, die nicht unbedingt eine Kausalität darstellen müssen. Z.B. wurde das Blut von amerikanischen Feuerwehrmännern untersucht. Anschließend wurde ihnen das Ergebnis berichtet: In den meisten Fällen waren das sehr schlechte Blutwerte.

Dann wurde den Feuerwehrmännern erzählt, wie ungesund eine Ernährung mit tierischen Lebensmitteln doch wäre. Daraufhin wechselten die Feuerwehrmänner zu einer veganen Ernährung und nach einer gewissen Zeit haben sich auf einmal ihre Blutwerte enorm verbessert.

Das ist also angeblich der Beweis dafür, dass eine vegane Ernährung gesünder ist!

Das Ding ist aber, dass sie vor ihrem Umstieg auf die vegane Ernährung hauptsächlich Fast Food gegessen hatten. Dass der Vergleich einer Ernährung mit tierischen Produkten durch hauptsächlich Fast Food und einer veganen Ernährung mit viel Obst und Gemüse unangebracht ist, das hatten wir ja eben schon ausführlich besprochen.

Außerdem verbessern sich Eure Blutwerte nicht nur, wenn Ihr Eure Ernährung ändert, sondern auch, wenn Ihr Euren Stress besser managed, mehr schlaft, Euch mehr bewegt, abnehmt usw. Das sind alles Faktoren, die in diesem Feuerwehrmann-Beispiel nicht kontrolliert wurden.

Es kann ja sehr gut sein, dass die Feuerwehrmänner so schockiert über ihre schlechten Blutwerte waren, dass sie auch diese anderen Faktoren beachtet haben und ein allgemein gesünderes Leben geführt haben. Vielleicht hätten sie dann auch ohne das Weglassen der tierischen Produkte genau so eine Verbesserung ihrer Blutwerte gehabt.

Im Film wird auch öfter die Aussage gebracht, dass die vegane Ernährung die Gesündeste ist. Aus den gleichen Gründen, die wir gerade durchgegangen sind, kann das aber so nicht behauptet werden. Veganer oder Vegetarier haben nämlich im Durchschnitt einen niedrigeren KFA, essen mehr Ballaststoffe, Antioxidanzien und Vitamine als Fleischesser.

Das zeigt Studie 3. Es kann also sein, dass die Veganer einfach deswegen gesünder sind und nicht, weil sie auf Fleisch verzichten. Jemand, der Fleisch isst, der kann ja auch sehr viel Obst und Gemüse essen. Das schließt sich ja überhaupt nicht aus.

Korrelation bedeutet nicht direkt, dass es sich um einen kausalen Zusammenhang handelt!

Kritikpunkt 7: Schlussfolgerungen nicht aussagekräftig

Nächster Kritikpunkt ist, dass im Film häufig Schlussfolgerungen aus Experimenten abgeleitet werden, die überhaupt nicht aussagekräftig sind.

Z.B. wurde anhand der Untersuchung dreier Athleten beobachtet, dass wenn sie einen fleischhaltigen Burrito gegessen hatten, sie trüberes Blut und weniger Erektionen in der Nacht hatten, als wenn sie einen pflanzlichen Burrito gegessen hatten.

So Experimente sind aber absolut nicht aussagekräftig, da z.B. nicht beobachtet wurde, was sie sonst gegessen hatten, wie viel und gut sie geschlafen hatten, ob sie Alkohol getrunken oder geraucht hatten etc. Zudem kommt noch, dass es nur drei Athleten waren – also eine super kleine Stichprobe.

Außerdem war es kein doppelblindes Experiment. Der Arzt, der das Experiment durchgeführt hat, und die Athleten wussten ganz genau, ob sie einen tierischen oder einen pflanzlichen Burrito bekamen.

Das ist wichtig, denn der Placebo-Effekt wird durch doppelblinde Experimente normalerweise ausgeschaltet. Das hätte an dem trüben Blut vermutlich nichts geändert, aber es hätte etwas an der Erektions-Geschichte ändern können.

Die im Film absolvierten Experimente sind absolut nicht wissenschaftlich und haben dementsprechend keine Aussagekraft.

Weitere Kritikpunkte

Es gibt auch noch einige andere Kritikpunkte in dem Film, die wir jetzt mal nicht ganz so ausführlich durchgehen, sonst hängen wir da morgen noch dran.

Im Film wird behauptet, dass es ganz einfach ist, vegan auf in Anführungszeichen "genug Protein" zu kommen. Das mag ganz vielleicht für Menschen der allgemeinen Bevölkerung gelten, die nie Sport machen und kaum Muskeln haben und evtl. mit nur 50g Protein am Tag klar kommen. Das wird im Film nämlich als "genug Protein" bezeichnet.

Jedoch ist das definitiv nicht genug Protein für Sportler. Die brauchen mehr, damit der Muskelschaden repariert werden kann. Natürlich kann man als Veganer auch mehr Protein essen. Das ist aber nicht so einfach wie im Film dargestellt und die meisten nehmen dafür auch veganes Proteinpulver, wovon im Film überhaupt nicht die Rede war.

Im Film wird angenommen, dass 50g Protein pro Tag "genug" ist. Das gilt jedoch DEFINITIV nicht für Sportler!

Was sehr erfreulich war, war dass die Filmemacher Veganern empfohlen haben, Vitamin B12 zu supplementieren. Das ist nämlich wirklich wichtig. Hier hätte man aber auch erwähnen können, dass viele Veganer oft z.B. ein Eisen- oder Kalziumdefizit haben und über eine Supplementierung oder eine noch gezieltere Lebensmittelauswahl nachdenken sollten.

Vorbildlich: Empfehlung zur Vitamin-B12-Supplementierung

Außerdem wird im Film ganz oft von "plant based diet" geredet. Das ist super verwirrend, weil man nie genau weiß was sie damit meinen: Isst jemand, der z.B. einen Big Mac und 2kg Gemüse am Tag isst "plant based" oder nicht? Hier fehlt also die eindeutige Abgrenzung.

"Plant based diet": Was ist damit gemeint???

Im Film wird auch erwähnt, dass eine vegane Ernährung gesünder ist als eine Ernährung mit Tierprodukten, da sie mehr Antioxidanzien enthält. Ja… logisch, wenn man durch eine vegane Ernährung auch mehr Gemüse und Obst isst, dann bekommt man auch mehr Antioxidanzien ab.

Das ist aber wieder nur relevant, wenn man eine vegane Ernährung mit viel Obst und Gemüse mit einer Ernährung vergleicht, die auf viel Fast Food mit tierischen Produkten ohne viel Gemüse und Obst beruht.

Veganer führen mehr Antioxidanzien zu, da sie im Schnitt mehr Obst und Gemüse essen und NICHT, weil sie tierische Produkte meiden!

Und noch eine letzte Sache, die im Film erwähnt wurde, ist, dass wir angeblich nicht dafür gemacht sind, Fleisch zu essen, weil Pflanzen Vitamin C enthalten und unser Körper Vitamin C nicht selbst herstellen kann.

Warum soll das ein Grund dafür sein, dass wir NUR Pflanzen essen sollen? Wir können doch Fleisch UND Pflanzen essen. Dass wir uns für eine strikte Ernährungsform entscheiden müssen, ist einfach ein falsches Dilemma. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, sondern auch ein Grau dazwischen.

Falsches Dilemma: Wir müssen uns nicht zwischen einer Ernährung mit pflanzlichen und tierischen Produkten entscheiden!

Fazit

Sicherlich gibt es noch einige andere Sachen, die wir kritisieren könnten, aber das waren die Wesentlichsten.

Der Film beruht hauptsächlich auf Anekdoten, beinhaltet unangebrachte Vergleiche, Strohmann-Argumente, das Verdrehen von Tatsachen, Cherry-Picking bei der Athleten- und Studienauswahl und sogar innerhalb von Studien bei der Auswahl von bestimmten Paragraphen, nicht aussagekräftige Experimente, statistische Sachverhalte, die überdramatisiert dargestellt werden, und suggeriert, dass Korrelation auch Kausalität bedeutet.

Hätte sich der Film auf die ethischen Aspekte beschränkt, dann gäbe es sicherlich nichts zu kritisieren, aber der Fokus des Films liegt ja ganz klar auf den angeblich wissenschaftlich belegten gesundheitlichen Vorteilen einer veganen Ernährung.

Dementsprechend müssen die Filmemacher dann auch mit Kritik leben, wenn diese gesundheitlichen Vorteile nicht wissenschaftlich belegt sind.

Also: Wenn Ihr es ethisch nicht vertreten könnt, dass Tiere schlecht gehalten und getötet werden, dann esst keine oder weniger tierische Produkte. Dass eine vegane Ernährung aber gesünder als eine Ernährung mit tierischen Produkten UND viel Gemüse und Obst ist, ist wissenschaftlich absolut nicht haltbar.

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